Ein Versuch die Unordnung meiner
Gedanken zu reflektieren.
Auf meinem Schreibtisch in
Istanbul, Kadiköy, liegen Reader, Bücher, ich habe drei Browser offen mit Links
die ich lesen will. Foucault, Nietzsche, Arendt, Freud, Marx, Adorno,
Horkheimer, ich habe letztens das Buch „Natural Right and History“ von Leo
Strauss fertiggelesen, davor „Traditionelle und Kritische Theorie“ von Max Horkheimer.
Die „Negative Dialektik“ von Adorno will ich auch endlich verstehen. Nebenbei
auch diejenigen lesen, auf die ein kritisches Licht geworfen wird. Die Liste
ist endlos. In meiner PDF-Sammlung findet sich noch David Landes´ „The Wealth
and Poverty of Nations“ über die Wirtschaftsgeschichte der letzten 600 Jahre.
Außerdem muss ich für die Universität einen 800-Seiten Reader über
makroökonomische Theorie lesen – nicht nur das, sondern auch eine Analyse über
die türkische Ökonomie und den Zusammenhang mit Islamic Banking schreiben. Marx und Friedman, Adorno und Foucault,
Psychoanalyse und Philipps-Kurve.
Den halben Tag lese ich
internationale Berichterstattung und politische Analysen. Ab und zu mal kann
ich mich durchringen ein paar Worte zu verlieren. Ein paar Texte über das
iranische Atomprogramm und die türkische Außenpolitik, einmal analytisch für
Atlantic Community, einmal polemisch-meinungsbezogen für „The Propagandist“.
Mich beschäftigt besonders das Schicksal von Maikel Nabil Sanad, einem
pro-israelischen ägyptischen Blogger, der seit nunmehr 59 Tagen im Hungerstreik
ist und nun in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde.
Vor meinem geistigen Auge
schwirren makroökonomische Daten, Graphen, philosophische Argumente, endlos
erscheinendes Textgewirr und die rauch- und alkoholdurchtränkten Erinnerungen
an die zahllosen durchgefeierten Nächte in dieser pulsierenden Stadt umher. Kennt
ihr das, wenn ihr so schöne Musik hört, dass die Augen anfangen zu tränen,
Erinnerungen an schöne Zeiten kommen und das Herz ausgelassen tanzt? In diesem Moment
durchströmt mich gerade dieses Gefühl, seit ich das Album „Kosher Nostra Jewish
Gangsters Greatest Hits“ von Shantel und Oz Almog eingelegt habe.
In gerade diesem Moment, als ich
das erste Lied von diesem Album angehört habe, verspürte ich den Drang etwas zu
schreiben. Ich habe lange nichts mehr geschrieben für diesen Blog. Ich hab mich
gefragt warum. Mir erscheint so vieles, was in letzter Zeit passiert ist, zu
absurd, als das darüber Worte zu verlieren wären – es irgendwie versuchen zu
rationalisieren, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Es ist wahrscheinlich
so eine Phase, in der man nach der eigenen geistigen Unschuld sucht.
Mir ist gerade nicht danach,
irgendwelche politischen Botschaften zu vermitteln, außer vielleicht die
Forderung nach der Freiheit für Maikel Nabil Sanad! Ich glaube das Beste, was
gerade irgendwie aus meinem rastlosen Tun wert ist nach außen zu teilen, ist
das angesprochene Album.
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