Montag, 2. Mai 2011

Keep Up The Fight, America

Jonathon Narvey vom Propagandist-Magazine hat die Tötung von Osama bin Laden einen "bedeutenden Sieg im Kampf gegen den globalen Dschihad" genannt. Es ist tatsächlich eine wichtige Maßnahme gegenterroristischer Strategien die ideologischen Vorbilder und -kämpfer zu töten. Allerdings sollten wir nicht die ausführend-operationelle Bedeutung von den Köpfen von Al-Qaida und modernen terroristischen Organisationen überschätzen.

Den Begriff "Al-Qaida" bedeutet nicht nur "Operationsbasis" oder "Fundament", sondern auch "Anleitung" oder "Methode". Diese Organisation hat sich seit 9/11 sehr stark von einer monolithisch-strukturieren Terrororganisation mit identifizierbaren Führungskörper und Befehlskette in ein amorphes Gebilde von vertikal-geführten, hochideologisierten, teilautonomen Kleingruppen (Bruce Hoffman hat das treffend ein "Franchise-Unternehmen" genannt) transformiert.

Hoffman erinnert in "The National Interest" an Misserfolge des Westens die operationelle Struktur von terroristischen Netzwerken anzugreifen:

"2004 haben die Israelis der terroristischen Hamas einen schweren Schlag versetzt, vergleichbar mit Osama bin Laden und seinem Stellvertreter Ayman al-Zawahiri, als sie Sheik Ahmed Yassin, den Gründer und Anführer der Hamas, und einen Monat später Abdel Aziz Rantisi, seinen Stellvertreter und Nachfolger, getötet haben - die Hamas ist allerdings heute sehr viel stärker als vor sieben Jahren."


Das heißt nicht, dass damit kein wichtiges Ziel erreicht ist. Aber natürlich besteht die Möglichkeit, dass neue Osamas das Vakuum in der Führung des globalen Dschihad übernehmen (wie es der Bastard angekündigt hat für seinen Tod), die seinem Märtyrertod huldigen und die Legende seines Meisterstücks im schlechtesten Sinne - 9/11 - weiterführen wollen. Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus (genauer: Terroristen, denn eine Taktik kann man nicht bekämpfen) muss entschlossen weitergeführt werden.

Dieser Kampf muss sich allerdings gegen die effektivsten strategischen Punkte des internationalen Terrorismus richten - das sind staatlich geförderte Terroraktivitäten. Terrorzellen können sich dann am besten verstärken und aufbauen, wenn ihrer operationelle Basis für Trainingsmöglichkeiten und Rekrutierung von Staaten gefördert (oder von schwachen Staaten nicht verhindert) werden. Das ist für das Bestehen und Operieren von Terrorgruppen wichtiger als die hierarchiche Führungsskette - in diesem Sinne ist der Schlange nicht der Kopf abgeschlagen.

Terrorismus ist eine Taktik der psychologischen Kriegsführung, die zum Ziel hat die Unterstützung in Gesellschaften ihrer politischen Führung zu unterminieren und durch Angst und Misstrauen spalterische Tendenzen zu verstärken. Der Tod Osama bin Ladens sollte in dem Sinne eine Rückversicherung sein, dass der Krieg gegen die Feinde der Freiheit mit aller Entschlossenheit weitergeführt wird.


Hier mein Kommentar auf Englisch für "The Propagandist": Keep Up The Fight, America